Whisky genießen - aber welchen?
Whiskyauswahl
Nachdem wir nun bald in unsere fünfte Saison gehen und wir über all die Jahre viele interessante Persönlichkeiten auf unseren Touren kennenlernen durften, haben wir uns gedacht, dass wir von all den aufgenommenen Eindrücken auch etwas wiedergeben wollen.
Dementsprechend wollen wir immer wieder kleinere Beiträge verfassen, um euch auch ein wenig Einblick in unsere Gedankenwelten zu geben.
DES ÖFTEREN KAM DIE FRAGE AUF: WELCHER IST DENN EIN GUTER WHISKY?
Diese Frage ist gar nicht so simpel zu beantworten. Oder doch?
„Also, ich kenne Whisky ja tatsächlich nur von den Festen im Dorfzelt mit Cola“ oder „Mein Bekannter hat mir geraten, den und den Tropfen zu kaufen, der kostet jedoch 90 Euro und ich bin mir da nicht sicher“ sind im Schnitt wohl die am häufigsten aufgetretenen Aussagen.
Eine gute Antwortmöglichkeit wäre, den amerikanischen Literaturnobelpreisträger William Faulkner (1897-1962) zu zitieren:
„Es gibt keinen schlechten Whisky, einige Whiskys sind einfach besser als andere.“ Im Prinzip trifft dies vielleicht auch die Kernaussage. Denn in der Welt der Genießer haben sich ganz verschiedene Ansichten gebildet.
Eine auf den ersten Blick wohl am stringentesten Konkretisierung wäre die Partei der Geschmackstrinker. „Entweder er schmeckt mir oder eben nicht.“ Da spielen auch preisliche Unterschiede zumeist keine entscheidende Rolle. „Da darf es auch gern mal ein paar Eiswürfel oder auch Cola sein.“ Dies ruft die nächsten Genießer auf den Plan. Puristisch vertreten sie die Anschauung, dass so ein großartiges Getränk niemals mit Eiswürfeln zusammengeführt werden dürfte. „Dies verfälscht den Geschmack, das schmelzende Eis verfälscht das Erlebnis.“ Und wie könne man nur einen Mumpitz betreiben, und zu einem Qualitätsprodukt Cola hinzufügen.
Ebenfalls existiert dann die Einstellung, dass ein Single Malt bzw. Scotch wesentlich besser sei als dieser „flache“ irische Whiskey. Beziehungsweise „von einem Blend halte ich sowieso Abstand.“ Dass ein Blend unter einer solchen Reputation leidet, ist ein wenig schade. Schließlich beweisen uns beispielhaft die Japaner immer wieder, welch hohe Kunst es ist, eine Vermählung verschiedener Whiskys zu einer vermeintlichen Perfektion zu betreiben. Und die Fangemeinde der irischen Whiskeys wird auch nicht gerade gering sein. Einen Schritt weiter gehen die Befürworter des schottischen Whisky, welcher sowieso „der beste sei.“ Diese Sektion spaltet sich dann oftmals in die „rauchig-torfige“ Fraktion und den Rest auf. „Mir sind die viel zu rauchig, da schmeckt man gar nichts mehr“ bis „ich liebe diesen torfigen Nachgang.“ Noch spezieller sind die Idealisten, welche ihr Getränk frei von Kühlfiltration und bestenfalls ungefärbt genießen: „Das ist wenigstens noch reine Natur.“ Obendrein sind auch noch Vertreter aufzufinden, welche nur spezielle Abfüllungen suchen. „Ich hole mir nur dieses Batch, weil es in Fass XY auf dem Höhenmeter XY gelagert wurde.“ Und manch ein Genießer teilt das Geschmackserlebnis noch in dutzende Kategorien ein. „Ich hatte da eine sublime Note von leicht geräuchertem Eichenholz in Verbindung mit einer leicht gegorenen Pflaume über einem schottischen Pagodendachkamin, eventuell Zedernholz, eingelegt in Quellwasser... mit vielleicht etwas Granatapfelkernen?“
Whiskyfässer
Und letztendlich die Quintessenz aus all diesen Zeilen:
Unserer Ansicht nach haben alle Vertreter auf ihre Weise sowohl Recht wie auch Unrecht. Es gibt wohl nie eine Möglichkeit, einen Whisky zu finden, der allen Teilnehmern direkt schmeckt. Jeder hat sein persönliches Geschmacksempfinden, seine Vorgeschichte, Erfahrung und Erwartung. Und jeder kann sicherlich seinen Whisky auf die Art genießen, die ihm am besten zusagt. Und wenn wir diesen Gedanken nach der Tour zu einem gewissen Maß vermitteln konnten, lässt uns das gemeinsam auf ein leckeres Glas Lebenswasser anstoßen.
Slainté.